Landkreise veröffentlichen Brief an die Bürgerinnen und Bürger

In einem gemeinsamen Schreiben wenden sich die Landkreise und der Landkreistag MV an die Bürgerinnen und Bürger. Damit reagieren die Kreistagspräsidentinnen und -präsidenten sowie die Landräte auf die Sorgen der Einwohnerinnen und Einwohner im Zusammenhang mit einer im kommenden Winter möglichen Energiemangellage oder flächendeckenden Stromausfällen.

Sebastian Constien, Landrat des Landkreises Rostock, sagt dazu: „Es geht uns nicht darum, Panik zu schüren. Ganz im Gegenteil. Wir wollen den Einwohnerinnen und Einwohnern aufzeigen, was die Kommunen unternehmen, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Und wir wollen ganz klar auch zeigen, was jede Einzelne und jeder Einzelne selbst tun kann. Sich vorzubereiten auf eine Krise, die hoffentlich nicht eintreten wird, ist das Vernünftigste, was wir jetzt tun können. Dabei sollten Besonnenheit und Rücksichtnahme genauso im Mittelpunkt stehen wie das Bewusstsein, dass jeder für sich und andere Verantwortung trägt.“

Im folgenden Absatz finden Sie den Brief des  Landkreistages MV an die Bürgerinnen und Bürger:


 

Krisen und Katastrophen – Wie kann man sich darauf zu Hause vorbereiten?

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Krisen können unser tägliches und gewohntes Leben sehr schnell verändern. In eine Richtung, die wir nicht unbedingt sehen und planen konnten oder wollten.

Jeder kennt sie, die persönlichen Krisen – Einzelschicksale, die prägend sind. Unfälle, Krankheiten, Änderungen im persönlichen Lebensumfeld, all das sind Sinnbilder bedeutender Änderungen in Einzelfällen. Für die Gemeinschaft jedoch ändert sich dadurch im Alltag nur wenig.

Krisen können aber auch sehr schnell sehr viel größer werden. Aus einem lokal begrenzten Coronavirus wurde in kürzester Zeit eine weltweite Pandemie. Infizierte Personen in Quarantäne mussten sich oftmals mit Gütern des täglichen Bedarfs von Mitmenschen versorgen lassen. Dies hat in den meisten Fällen sehr gut funktioniert, weil die Bevölkerung sich selbst organisiert hat und nur einzelne Personen und nicht die gesamte Infrastruktur betroffen waren.

Doch was passiert, wenn die Selbstorganisation nicht im gewohnten Maße stattfinden kann? Es gibt Krisensituationen, in denen der tägliche Bedarf nicht einfach eingekauft werden kann. Unwetter, Überschwemmungen oder Stromausfälle können beispielsweise zu solchen Situationen führen. Dann ist der nahegelegene Supermarkt aufgrund eines Stromausfalls vielleicht geschlossen oder bedingt durch ein Unwetter nicht erreichbar.

Derzeit machen sich viele Bürgerinnen und Bürger Sorgen, dass es im Zusammenhang mit einer im kommenden Winter drohenden Energiemangellage zu einem längeren Stromausfall kommen könnte. Falls so etwas eintritt, werden die staatlichen und kommunalen Behörden im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen. Es ist u. a. vorgesehen, sogenannte „Wärmeinseln“ und „Leuchttürme“ einzurichten, um der Bevölkerung im Ernstfall Hilfestellung anbieten zu können. Daneben werden die Behörden sich um die Sicherstellung der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr (Brandschutz, Rettungsdienst) sowie um die möglichst weitgehende Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur, wie die Wasserversorgung, kümmern. Generell steht dabei die Abwehr von Gefahren für Leib und Leben im Vordergrund. Durch die Einrichtung von „Wärmeinseln“ soll auf einen möglichen Ausfall von Heizungen reagiert werden. Die Wärmeinseln sind für den zeitweisen Aufenthalt gedacht und sollen nach Möglichkeit Sitzgelegenheiten sowie - je nach den Gegebenheiten vor Ort - Möglichkeiten zur Zubereitung eines heißen Getränks und ggf. zur Zubereitung einer warmen Mahlzeit vorsehen. 

In Kombination mit den Wärmeinseln oder auch als eigenständige Einrichtungen sollen darüber hinaus sog. „Leuchttürme“ geschaffen werden. Die Leuchttürme dienen der Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit beim Ausfall der üblichen Kommunikationswege. Damit sind Informationen „von oben nach unten“ gemeint, also z. B. wichtige Warnhinweise von staatlichen Stellen an die Bevölkerung. Gleichermaßen sollen Informationen „von unten nach oben“ ermöglicht werden, also z. B. Meldungen über Notsituationen vor Ort, Anforderungen des Rettungsdienstes oder Hinweise auf besondere Gefahrenlagen.

In besonderen Krisensituationen muss damit gerechnet werden, dass alle nicht lebensnotwendigen und unkritischen Dienstleistungen eingestellt werden. Bei lebensnotwendigen Dienstleistungen ist an eine Verlegung gedacht, etwa an Orte, die über eine Notstromversorgung verfügen. Daneben werden die staatlichen und kommunalen Anstrengungen darauf gerichtet sein, möglichst bald wieder eine Wiederherstellung der Stromversorgung zu erreichen, insbesondere für kritische Bereiche wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Wasserversorgung und -entsorgung.

Für derartige Notsituationen gilt es gut vorbereitet zu sein. Das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenhilfe stellt auf seiner Internetseite
(https://www.bbk.bund.de) sehr nützliche Informationen für Krisenfälle zur Verfügung, insbesondere Empfehlungen zur Bevorratung und Checklisten für den Krisenfall.

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel, um durch eine Krise zu kommen. Die Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern bereiten sich auch auf mögliche Energieengpässe in der Wärme- und Stromversorgung vor. Aber bei Ihnen zu Hause können nur Sie selbst vorsorgen. Prüfen Sie bitte mit Augenmaß, ob Sie auf einen längeren Ausfall von Strom, Wärme oder Trinkwasser vorbereitet sind.

Vorräte für zehn Tage sollten in jedem Haushalt vorhanden sein, insbesondere auch unverderbliche Lebensmittel und Flüssigkeiten. Ein kleiner Vorrat ist besser als kein Vorrat! Bauen Sie Ihren Vorrat ohne Hamsterkäufe über längere Zeit auf. Denken Sie dabei auch immer an die liebsten Freunde des Menschen. Hund und Katze müssen im Notfall auch über einen längeren Zeitpunkt versorgt werden.

Schauen Sie sich zu Hause einfach um. Was haben Sie schon und was benötigen Sie noch? Kerzen, Teelichter, Streichhölzer, Taschenlampen und Batterien – kleine Dinge, die Licht ins Dunkel bringen und somit eine große Hilfe sind.

Denken Sie bitte auch an lebenswichtige Medikamente. Denn nicht selten werden diese nur dann nachgekauft, wenn sie aufgebraucht sind. Prüfen Sie bitte rechtzeitig, ob Ihnen genügend Medikamente für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen.

Gerade in Krisen oder Notfallsituationen ist eine gute persönliche Vorbereitung der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung. Wenn eine Krise eintritt, tauschen Sie sich auch mit Ihrer Familie, Ihren Freunden und Ihren Nachbarn aus. Vielleicht hat die Familie nebenan gerade einen größeren Vorrat vom dem, was Sie brauchen und Sie haben etwas, was dort gebraucht wird. Zieht man für die Zeit zusammen, um die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen besser organisieren zu können? Wie hilft man sich, wenn solch eine Situation eintritt? Diese Fragen kann man schon im Vorfeld besprechen und dadurch einen Plan in der Hinterhand haben. Gemeinsam und gut vorbereitet lässt sich eine Krise immer leichter ertragen.

Die beste Krise ist natürlich die, die nicht eintritt. In diesem Sinne wünschen wir uns einen krisenfreien Winter!

Ihre Landkreise und der Landkreistag in Mecklenburg-Vorpommern

 

Landkreis Rostock - Büro für Öffentlichkeits- und Medienarbeit

Kontakt
Telefon:
03843 755 12007
Fax:
03843 755 12800
Nach oben